top of page

Physiotherapie nach Rippenfraktur

Aktualisiert: 29. Aug.


Physiotherapie bei Rippenbruch, Atemtherapie bei Rippenbruch

Eine Rippenfraktur kann die Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit erheblich beeinträchtigen. In diesem Artikel erfährst du, wie Physiotherapie und Atemübungen helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen und die Rückkehr zu normalen Aktivitäten zu beschleunigen.


Warum die Atmung so wichtig ist?!

Die Atmung ist entscheidend für die Energieerzeugung im Körper. Das Gehirn benötigt selbst im Ruhezustand etwa 20% des Grundumsatzes an Energie, was sich bei der Koordination von Bewegungen steigert. Ebenso verlangt die Skelettmuskulatur Energie für die Ausführung von Bewegungen. Eine flache Atmung aufgrund von Verletzungen und Schonhaltung beeinträchtigt die Energieversorgung und Leistungsfähigkeit. Eine schlechte Belüftung der Lungen erhöht außerdem das Risiko für Atemwegsinfekte. Daher hat das Training der Atmung höchste Priorität, soweit der Schmerz es zulässt.


"Eine Rippenfrakture heilt in der Regel ohne medizinisches Zutun aus."


Für den Knochen alleine mag das zutreffen. Funktionell gesehen gilt allerdings:


"Use it, or lose it!"


Wenn sich der Brustkorb aufgrund der Schmerzen weniger bewegt und bestimmte Muskeln weniger genutzt werden, können schon wenige Wochen reichen, dass diese fürs Gehirn vom Radar verschwinden. Ohne gezieltes Training werden diese Muskeln nicht mehr mit einbezogen, weil das Gehirn verlernt hat, sie zu nutzen.


Wissenschaftliche Grundlage: Physiotherapie nach Rippenfraktur

Die Bedeutung von gezielter Physiotherapie und Atemtherapie nach einer Rippenfraktur wird durch aktuelle Forschungsergebnisse belegt. Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie im South African Journal of Physiotherapy untersuchte die Auswirkungen verschiedener physiotherapeutischer Interventionen auf die Genesung nach Rippenfrakturen. Die Autoren Shafiq et al. (2022) fanden heraus, dass gezielte Atemübungen nicht nur die Lungenfunktion verbessern, sondern auch das Risiko von Atemwegsinfekten erheblich senken können. Diese Infekte sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit eingeschränkter Lungenbelüftung aufgrund von Schonatmung nach einer Rippenfraktur. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass eine frühzeitige Mobilisation und das Training der Atemmuskulatur entscheidend zur Reduktion von Schmerzen und zur Wiederherstellung der Beweglichkeit beitragen.


Quelle: Shafiq, M., Naeem, A., & Masroor, I. (2022). Effectiveness of nonpharmacological therapeutic interventions on pain and physical function in adults with rib fractures during acute care: A systematic review and meta-analysis


Akutphase: Schmerzreduktion und erste Schritte

In der Akutphase nach der Rippenfraktur steht die Schmerzreduktion im Vordergrund. Schmerz dient einerseits als Schutzmechanismus, andererseits kann dieser zu einer Abflachung der Atmung führen. Schmerzmittel sollten nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt verwendet werden. Zudem ist es ratsam, Belastungen im Alltag auf das Notwendigste zu reduzieren.


Ein Bauchgurt um den Brustkorb kann äußere Stabilität bieten, während Kinesio Tape sensorisch und mechanisch unterstützt.

Beim Husten oder Niesen kann es helfen, den Kopf zur Seite zu drehen und in die Ellenbeuge zu niesen. Die andere Hand hält und stützt von außen den Rippenbereich.

Dadurch verteilen sich die Kräfte, die bei der Kontraktion des Zwerchfells entstehen, besser über den Oberkörper.


Atemübungen für die Akutphase

Diese Atemübungen helfen die Energieversorgung sicherzustellen und die Lungen zu belüften:

  • Eine bewusste Atemlenkung in Richtung Bauch erlaubt tiefes Atmen, ohne die Rippen zu belasten. Diese Atemtechnik bedarf Übung, um sie zu meistern.

  • Die sogenannte Stenoseatmung verlängert den Atemstrom. Erzielt wird dies z.B. durch das Atmen, durch nur ein Nasenloch oder einen Strohhalm.

  • Mit der Tüten-Atmung können wir die CO2-Toleranz und die O2-Aufnahmefähigkeit verbessern. Denn diese ist abhängig vom CO2-Gehalt. (Bohr-Effekt)


Subakutphase: Beweglichkeit angrenzender Gelenke

Nach der akuten Schmerzphase rückt in der Subakutphase die Wiederherstellung der Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke in den Fokus. Diese Phase ist entscheidend, um die Rückkehr zu normalen Bewegungsmustern zu fördern und langfristige Einschränkungen zu vermeiden. Ziel ist es, die durch Schonhaltung und verminderte Aktivität entstandene Steifheit in den Gelenken von Schulter, Schultergürtel, Hals- und Lendenwirbelsäule schrittweise abzubauen.


Schulter- und Schultergürtelmobilisation

Die Schulter- und Schultergürtelregion ist häufig betroffen, da die Schonhaltung nach einer Rippenfraktur die Beweglichkeit dieser Bereiche stark einschränkt. In dieser Phase setzen wir auf:

  • Pendelübungen: Leichte, schwingende Bewegungen des Arms zur sanften Mobilisation des Schultergelenks.

  • Wandkletterübung: Die Hand gleitet entlang einer Wand nach oben, um die Beweglichkeit des Schultergelenks schrittweise zu erhöhen.

  • Kreisende Bewegungen: Diese fördern die Durchblutung und lösen muskuläre Verspannungen.


Mobilisation der Hals- und Brustwirbelsäule

Die Beweglichkeit der Hals- und Brustwirbelsäule ist für eine korrekte Körperhaltung und Bewegungskoordination essenziell:

  • Sanfte Rotationsübungen der Halswirbelsäule: Diese helfen, die Beweglichkeit der Halswirbelsäule wiederherzustellen, ohne die Rippen zu belasten.

  • Extensionsübungen: Um die Brustwirbelsäule zu mobilisieren und eine aufrechte Körperhaltung zu fördern, arbeiten wir mit gezielten Dehnungen, wie der „Katzen-Kuh“-Bewegung.


Lendenwirbelsäule

Die Lendenwirbelsäule spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilität des Rumpfes. Eine stabile und mobile Lendenwirbelsäule unterstützt die Atmung und Beweglichkeit des gesamten Oberkörpers:

  • Becken-Kippen: Übungen, die das Becken mobilisieren, wirken sich positiv auf die Lendenwirbelsäule aus und fördern eine bessere Ausrichtung des gesamten Rückens.

  • Bridging (Brücke): Diese Übung verbessert die Lendenwirbelstabilität und hilft, die Beweglichkeit des unteren Rückens zu steigern.


Fortschritt bei den Atemübungen

Die in der Akutphase erlernten Atemübungen werden in dieser Phase weiter intensiviert und angepasst.


Integration in den Alltag

In dieser Phase wird zudem darauf geachtet, dass die neu gewonnene Beweglichkeit und Atemtechnik in den Alltag integriert werden. Übungen zur Korrektur von Fehlhaltungen und zur Förderung ergonomischer Bewegungsabläufe im Alltag sind essenziell, um eine dauerhafte Verbesserung zu erzielen.


Rehaphase: Zurück in den Alltag und Sport

In der Rehaphase steht die Kräftigung Ihrer Muskulatur im Fokus. Wir integrieren ein progressives Training der Kraft für Rumpf- und Stützmuskulatur sowie Armkraft. Je nach Ziel beziehen wir ein schrittweises Sprungtraining mit ein, um den Brustkorb wieder an Erschütterungen zu gewöhnen. Gleichzeitig verbessern wir gezielt die Beweglichkeit von Brustwirbelsäule, Rippen und Zwerchfell. Atemtechniken wie 3D-Atmung und Atemlenkung in Richtung Brustkorb werden einbezogen.


Zusammenfassung:

Nach einer Rippenfraktur geht es nicht nur darum, dass der Knochen wieder heilt, sondern vor allem darum, dass Funktionen wiederhergestellt werden. Die Erkenntnis, dass "Use it, or lose it!" gilt, verdeutlicht die Notwendigkeit eines gezielten Trainings, um Muskeln nicht aus dem Fokus des Gehirns verschwinden zu lassen.

Während die Akutphase auf Schmerzreduktion und äußere Stabilisierung abzielt, weisen die Subakut- und Rehaphase den Weg zur schrittweisen Rückkehr zu normalen Bewegungsmustern. Hier spielt die Atemtherapie eine entscheidende Rolle. Der Schlüssel liegt in einem strukturierten, individuell angepassten Programm, um Schonhaltungen und Spätfolgen zu vermeiden! Hast du Fragen? Kontaktiere mich gerne über die Chat-Funktion auf meiner Website.


Mach's nicht irgendwie. Mach's smart!


Daniel Sturm


Train smart. Reach goals.

Physiotherapeut / Heilpraktiker / Neuroathletik-Trainer







1.606 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page