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Mindset, Schmerz und Bewegung: Wie dein Denken Schmerz beeinflusst

  • danielsturmphysio
  • 15. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Nocebo-Effekt

Ein neurozentrierter Blick auf Schmerz, Sprache und Bewegung


Viele Menschen, die unter Schmerzen leiden, suchen nach körperlicher Besserung – durch Therapie, Medikamente oder Operationen. Doch was dabei oft übersehen wird: Schmerz beginnt nicht im Gewebe. Schmerz entsteht im Gehirn – dort, wo alle Informationen zusammenlaufen, bewertet und interpretiert werden. Und genau dort beginnt auch der Weg zur echten Veränderung.

Unser Nervensystem ist lernfähig. Es speichert Erfahrungen, reagiert auf Reize und entscheidet blitzschnell, ob etwas als sicher oder gefährlich empfunden wird. Das beeinflusst direkt, wie wir Schmerz erleben.

Die gute Nachricht: Wir können dieses System beeinflussen – durch gezielte Bewegung, durch bewusste Sprache und vor allem durch eine unterstützende innere Haltung.


Was ist Mindset – und warum ist es so wichtig bei Schmerzen?


Mindset bedeutet die innere Haltung – also wie du über dich, deinen Körper und deine Fähigkeit zur Veränderung denkst. Das beeinflusst, wie du mit deinem Schmerz umgehst.


Ein sogenanntes Fixed Mindset (festes Denken) sagt: „Ich war schon immer unbeweglich“ oder „Mein Rücken ist einfach kaputt.“ Dieses Denken hält dich davon ab, Fortschritte zu machen – nicht, weil dein Körper nicht will, sondern weil dein Gehirn keine Veränderung erwartet.


Ein Growth Mindset (offenes Denken) glaubt: „Ich kann lernen, besser mit meinem Schmerz umzugehen“ oder „Mein Körper kann sich anpassen.“Diese Sichtweise öffnet die Tür für neue Erfahrungen – und genau das braucht dein Nervensystem, um alte Schmerzreaktionen zu verändern.


Wie dein Gehirn in Mustern denkt – und warum das manchmal zum Problem wird


Unser Gehirn will Energie sparen. Deshalb arbeitet es mit Mustern. Wenn du zum Beispiel einmal beim Bücken Schmerzen hattest, merkt sich dein Gehirn: „Bücken ist gefährlich.“ Auch wenn der Schmerz längst keinen echten Schaden mehr anzeigt.

So entsteht ein Schutzmechanismus – aber manchmal schützt das Gehirn zu viel.Was früher sinnvoll war, wird zur Gewohnheit: Schmerz, auch wenn gar keine Gefahr besteht.

Deshalb ist es wichtig, diese Muster zu erkennen.Aus „Ich habe immer Schmerzen“ kann werden: „Ich spüre meinen Rücken manchmal – vor allem, wenn ich lange sitze.“Diese Unterscheidung hilft deinem Nervensystem zu verstehen: Nicht jede Bewegung ist gefährlich.


Wenn Angst und Hilflosigkeit den Schmerz verstärken


Schmerz ist nicht nur körperlich belastend – sondern ab einem gewissen Punkt auch emotional. Viele Menschen fühlen sich machtlos, wenn sie keinen Fortschritt sehen. Gedanken wie „Das wird nie wieder besser“ oder „Ich werde mein Leben lang so bleiben“ können Angst und Hilflosigkeit auslösen.

Doch genau diese Gefühle aktivieren das Alarmsystem im Gehirn – und verstärken oft den Schmerz.

Darum ist es wichtig, diese Gedanken bewusst zu hinterfragen:

  • „Ist das gerade eine Tatsache – oder eher eine Sorge?“

  • „Was habe ich trotz der Schmerzen schon geschafft?“

  • „Gibt es auch einen kleinen Beweis dafür, dass es besser werden kann?“


So schaffst du Abstand zur Angst – und kannst wieder handlungsfähig werden. Denn du bist deinem Schmerz nicht hilflos ausgeliefert.Du kannst lernen, dein System positiv zu beeinflussen. Und das ist der erste Schritt in Richtung Selbstwirksamkeit – also die Überzeugung: Ich kann selbst etwas bewirken.


Sprache beeinflusst Heilung – mehr als du denkst

Auch Worte wirken auf das Gehirn. Sätze wie„Ihr Rücken ist instabil“oder„Sie laufen auf der Felge“lösen oft Bilder von Defekt und Ausweglosigkeit aus – und verstärken so Angst, Anspannung und Schmerzen.

Dabei geht es auch anders. Statt:„Ihr Rücken ist kaputt“ → besser: „Ihre Muskulatur arbeitet noch nicht optimal – aber wir können daran arbeiten.“

Auch du selbst kannst deine Sprache verändern: Aus „Ich bin Schmerzpatient“ wird „Ich habe momentan Schmerzen.“ Das macht einen Unterschied – in deinem Denken, in deinem Erleben und in deinem Verhalten.


Reframing – Schmerz anders bewerten

Viele denken: „Schmerz heißt, es ist etwas kaputt.“ Doch das stimmt nicht immer.Oft bedeutet Schmerz nur: „Mein Nervensystem fühlt sich gerade unsicher.“

Reframing heißt: dem Schmerz eine neue Bedeutung geben.Zum Beispiel: „Wenn ich diese Bewegung mache, geht etwas kaputt“ → wird zu: „Mein Körper gibt mir ein Warnsignal – aber ich bin in einem sicheren Raum und darf mich vorsichtig ausprobieren.“

Das beruhigt dein Nervensystem – und schafft Vertrauen.Vertrauen ist der Schlüssel für Veränderung.


Bewegung: gezielt, dosiert, wirksam

Bewegung ist nicht nur Training – sie ist Information für dein Gehirn. Jeder Schritt, jede kleine Bewegung sagt deinem System: „Ich bin in Bewegung – und es ist sicher.“

Wenn dein Gehirn Bewegung mit Gefahr verknüpft (weil früher Schmerz da war), reagiert es mit Schutzspannung – und wieder mit Schmerz.

Doch durch positive, kontrollierbare Bewegungserfahrungen lernt dein System: „Ich kann mich bewegen – und es passiert nichts Schlimmes.“


Wichtig dabei ist die richtige Dosis. Zu viel Bewegung kann überfordern, zu wenig bewirkt nichts. Deshalb:

  • An guten Tagen etwas mehr fordern

  • An sensiblen Tagen etwas zurücknehmen

  • Immer auf das Nervensystem hören

Bewegung soll Sicherheit geben – nicht Angst machen. Nur so kann dein Gehirn alte Schutzmuster loslassen.


Fazit: Schmerz ist veränderbar – du hast Einfluss


Schmerzen sind kein Schicksal.Sie zeigen, dass dein Nervensystem sensibel geworden ist – aber auch lernfähig. Und das bedeutet: Du kannst etwas verändern.

  • Durch ein förderliches Mindset

  • Durch achtsame Sprache

  • Durch angepasste Bewegung

  • Durch Vertrauen – in deinen Körper und dich selbst


Du bist nicht kaputt. Dein System ist nicht fehlerhaft. Es ist anpassungsfähig, lernfähig – und bereit für Veränderung, wenn du es zulässt.


Mach's nicht irgendwie. Mach's smart!


Daniel Sturm

Train smart. Reach goals.

Physiotherapeut / Heilpraktiker / Neuroathletik-Trainer


 
 
 

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